Schüler aus Israel zu Besuch am EG
Die Schülerinnen und Schüler der Israel-AG und ihre Gäste aus Eilaboun.Nachrichten aus Nahost sind allgegenwärtig, mit ihren zumeist bedrückenden, wenn nicht gar beängstigenden Informationen gehören sie zu unserem medialen Alltag. Aber die Menschen, von deren Leben sie berichten, bleiben uns fremd, ihre Themen und Probleme oft unverständlich. Erst im persönlichen Gespräch werden aus Nachrichten Menschen, aus Informationen Lebensschicksale, die uns angehen.
Ungewohnt erschien daher sicherlich auch der israelischen Schülergruppe das Leben am Einstein-Gymnasium, das sie in der vergangenen Woche auf Einladung der Israel-AG kennenlernen konnten. Die 15 Schüler der Christian High-School of Galilee stammen aus dem rund 5000 Einwohner zählenden Dörfchen Eilaboun, das in Galiläa in der Nähe von Nazareth liegt. Begleitet wurden die Schüler von ihrem Lehrern Izam Zreik, der gemeinsam mit Frau Meier, der Leiterin der Israel-AG, den Besuch geplant hat, und der die wichtige Funktion des Schüleraustausches auch für den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hervorhebt: „Es gibt keinen anderen Weg, um diesen Konflikt zu lösen. Begegnung ist alles: Sport treiben, Musik machen, miteinander diskutieren – das alles hilft der Völkerverständigung.“
Die Israelis sind arabische Christen, sie leben in einem der wenigen arabischen Dörfer auf israelischem Boden: Nach ihrer Vertreibung 1948 in den Libanon sind viele Familien später zurückgekehrt. Gleichwohl: Oft fühlen sie sich wie Israelis zweiter Klasse. Sie erfahren sich selbst als „eine (christliche) Minderheit in der (muslimischen) Minderheit“.
Das Programm, das die bei Gastfamilien untergebrachten israelischen Schüler absolvierten, war facettenreich: Nach ihrer Ankunft in Deutschland verbrachten sie zunächst einen Tag in Köln, um dann nach Rheda zu kommen. Ihren ersten Abend verbrachte die Gruppe im Hotel Königs, das die Schüler zum Essen eingeladen hatte: Dank Chat und Facebook waren längst erste Kontakte geschlossen worden; entsprechend gut gelaunt verbrachten Gäste und Gastgeber diesen ersten Abend; Wortfetzen in der jeweils anderen Landessprache waren zu hören, lebhaftes Gestikulieren führte zu gelingender und spaßiger Kommunikation.
In Bielefeld besuchte die Gruppe am zweiten Tag ihres Aufenthaltes das Teutolab Chemie an der Universiät sowie die Dr.Oetker -Welt, in der neben den anschaulichen Informationen zur Produktherstellung auch ganz viel Leckeres probiert werden konnte. Noch hat Dr. Oetker keinen Markt in Israel, aber wer weiß, ob nicht die Pudding- und Kuchenbackmischung-Geschenke Werbung genug sind für die Nachfrage dort...
Bei ihrem Aufenthalt am Einstein-Gymnasium wurden die Gäste von Frau Solty willkommen geheißen, auch Bürgermeister Mettenborg begrüßte die Schüler aus Israel und lud sie ein, Rheda kennenzulernen: „Die Türen der Stadt stehen Ihnen allen weit offen.“ Der Schlüsselanhänger, den er jedem Gast überreichte, unterstrich symbolisch diese Einladung. Im Gegenzug überreichte Lehrer Izam Zreik Gastgeschenke aus Olivenholz.
Gemeinsam mit den Schülern der Israel AG besuchte man auch den jüdischen Friedhof mit der Gedenkstele für die unter der Nazi-Diktatur verfolgten und ermordeten Opfer der Rhedaer Synagogengemeinde. So wurde auch die dunkle Seite der deutschen Geschichte thematisiert.
Die Fahrradtour am Nachmittag war dann sehr speziell: Dieses Verkehrsmittel ist in Israel nicht üblich, entsprechend zögerlich stieg man auf die Räder. Doch da die Gäste überwiegend sehr sportlich sind ( Nimer z.B. spielt Volleyball in der israelischen Jugend-Nationalmannschaft!) stellte das Radfahren schließlich kein echtes Problem dar.
Eine Tagestour nach Münster mit Besuch im Friedenssaal, Dom und Zwinger, ein Gottesdienst am Sonntag mit anschließender Orgelführung durch Herrn Gokus und ein Volleyballturnier in der Sporthalle des Einstein-Gymnasiums rundeten das Programm ab. Natürlich gab es abends auch Zeit zum Feiern, Spaß haben und Freunde besuchen. Man verstand sich gut, lernte etwas mehr von der je anderen Lebensweise kennen. „We had a lot of fun, the families are so friendly...“ und : „This week was the best in my life, let's continue'“ kommentierte Rudy (ein wahres Sprachengenie).
Am späten Sonntagabend fuhr die Gruppe aus Israel zurück in ihre Heimat, nicht ohne ihre Freude über den Gegenbesuch zum Ausdruck zu bringen, den die Israel-AG im Herbst unternehmen wird.