Auf den Spuren der Hebräer- Fahrt der Israel-AG nach Rom und Florenz
Ursprünglich sollte es endlich einmal wieder nach Israel gehen, dies war die Vision der 21 Schülerinnen und Schüler der Israel-AG des Einstein Gymnasiums, die sich in den vergangenen 2 Jahren regelmäßig zur Arbeitsgemeinschaft zusammengefunden hatten. Doch dann kam der Libanonkrieg dazwischen, die Sorgen der Eltern und Schüler wuchsen. Man musste umdisponieren, und statt Israel wurde es dann Italien. So begaben sich 21 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 und 11 unter Leitung von Frau Meier kurz vor den Sommerferien für eine Woche auf die Spuren der ‚Ebrai’ in Rom und Florenz. Jüdisches Leben, jüdische Geschichte und Kultur wurden im Ghetto Roms, wo die Gruppe auch untergebracht war, erforscht.Gleich am 1. Tag ging es zum Forum Romanum, mit dem berühmten Marmorrelief auf dem Titusbogen, der den Triumphzug des Kaisers nach dessen Sieg über die Juden im Jahre 70 n. Chr. zeigt. Gut sichtbar sind die Beutestücke aus dem zerstörten Tempel von Jerusalem: Posaunen und Menorah, der siebenarmige Leuchter, sowie weitere kostbare Kultgegenstände.
Zu der Zeit lebten in Rom übrigens bereits ca. 40 000 Juden.
Neben rein jüdischen Themen wurden auch antike und frühchristliche Stätten besichtigt. So besuchte man natürlich den Petersdom, San Giovanni in Laterano, San Paolo fuori le mure, nach Goethe eine der sieben Hauptkirchen Roms, und die christlichen Katakomben.
Tags darauf ging es nach Ostia Antica, der antiken Hafenstadt Roms, wo Teile der ältesten Synagoge Europas aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert erhalten sind. Sie wurde erst 1961 wieder freigelegt. Zu sehen sind noch einige schöne Säulen und Mosaiken der einstmals 1000 Quadratmeter umfassenden Räume.
Am Montag ging es über den Campo dei Fiori, wo Giordano Bruno im Jahr 1600 verbrannt wurde, durch das ehemalige Ghetto zur Synagoge. Im Ghetto schlängeln sich die schmalen Gassen, vorbei an jüdischen Lebensmittelgeschäften, Buchläden und Restaurants mit koscherem Essen. Jüdische Symbole, wie der Davidstern oder die Menorah zieren die z. T. romantisch verwahrlosten Häuser. Die Führung durch die Synagoge und das Museo ebraico war sehr informativ, neben Bekanntem erfuhren die Schüler und SchülerInnen auch viel Neues: Nach der Besetzung Italiens durch die deutsche Armee im Oktober 1943 wurden 2091 römische Juden und 6000 aus dem übrigen Italien nach Auschwitz und in andere KZs deportiert. Nur ganz wenige überlebten. Heute lebt in Rom etwa die Hälfte der ca. 40 000 italienischen Juden. In der sich anschließenden Diskussion wurde viel über das Erstarken rechter und rechtsradikaler Gruppen in Italien gesprochen.
Am Nachmittag fuhr die Gruppe zur Gedenkstätte Fosse Ardeatine etwas außerhalb der Stadt.. Hier lag ein thematischer und auch zugleich emotionaler Schwerpunkt der Fahrt: 1944 wurden hier von den Nazis in einer Massenexekution 335 Menschen hingerichtet, unter ihnen 73 Juden, als Vergeltungsakt für ein vorausgegangenes Attentat, bei dem 32 Soldaten der deutschen Besatzung umgekommen waren. Später wurde ein großes Denkmal unter einer monumentalen Steinplatte errichtet. Jeder der Erschossenen erhielt hier nachträglich ein Grab mit seinem Namen. Der Hintergrund dieser furchtbaren und sinnlosen Greueltat und die bedrückende Szenerie des überwältigenden Monuments machten diesen Besuch zu einem Höhepunkt der Exkursion.
Nach 4 eindrucksvollen Tagen in Rom fuhr die Israel-Ag weiter nach Florenz, wo sie in der ‚Casa della Pace’ residierte, dem in den Chianti-Bergen idyllisch gelegenen Sitz der Pax-Christi-Bewegung Italiens. Neben dem Besuch der florentinischen Synagoge und des jüdischen Museums gab der Leiter der Casa della Pace eine thematische Stadtführung durch Florenz: ‚Firenze – Arte e Pace’ ( Florenz - ,Kunst und Frieden’). Gastfreundschaft wurde in diesen Tagen groß geschrieben, und es ergab sich die Gelegenheit, mit führenden Mitgliedern der Bewegung während einer kulinarisch hochgradigen und musikalisch begleiteten Versammlung auf Tuchfühlung zu gehen.
Alles in Allem war es eine sehr gelungene, informative und atmosphärisch schöne Fahrt, die bei allen Beteiligten ihren besonderen Eindruck hinterlassen hat.
Auf dem Foto sieht man Linda Hahn, Teilnehmerin der Israel-Ag, die in der ernsten, einsamen Atmosphäre eine der 335 Grabplatten an den Fosse Ardeatine betrachtet.
Die Israel-Ag des Einstein-Gymnasiums vor der im Jahre 1904 erbauten Hauptsynagoge von Rom