Israel AG des Einstein-Gymnasiums in Prag: Lidice bleibt in Erinnerung!
In diesem Jahr machten sich 45 Schülerinnen und Schüler der Israel AG aus der EF und Q1 des Einstein-Gymnasiums mit den Lehrern Thorsten Mönning, Verena Van-nahme und Burkhard Speckmann auf den Weg nach Prag.Am Morgen des ersten Tages wurde das berühmte Strahov-Kloster mit seiner alten Bibliothek besucht, während am Nachmittag der Prager Burgberg inkl. Goldenes Gässchen, Veitsdom, Georg-Basilika und der Schauplatz des 2. Prager Fensterstur-zes erkundet wurde.
Am zweiten Tag stand ein Tagesausflug zur Gedenkstätte Lidice und zum KZ bzw. Ghetto Theresienstadt auf dem Programm. Lidice, ein Dorf, das zur Zeit der NS-Herrschaft in Tschechien etwa 500 Einwohner umfasste, wurde im Frühjahr 1942 dem Erdboden gleichgemacht als Racheaktion für das im Mai 1942 durchgeführte Attentat tschechischer Widerstandskämpfer an Reinhard Heydrich, der damals der zweitmächtigste Nazi in Tschechien war. Die 173 Männer des Dorfes wurden von Deutschen im Keller eines Bauernhofs erschossen, die 195 Frauen wurden in das KZ Ravensbrück gemacht, wovon dort 52 ermordet wurden. Die 98 Kinder des Dor-fes wurden zuvor von ihren Eltern getrennt und nach rassischen Kriterien selektiert: Nur neun von ihnen überlebten die Selektion, die große Mehrheit wurde vergast. Ein Museum informierte die Gruppe über weitere Hintergründe des Dorfes und des-sen Zerstörung. Auf dem Außengelände bleiben die Mahnmale für die Kinder, Frauen und Männer haften. „Die Geschichte hat uns tief bewegt. Das was passiert ist, soll niemals in Vergessenheit geraten. In tiefer Trauer um die Opfer aus Lidice“, so lautete der abschließende Eintrag der Israel AG im Gästebuch des Museums Lidice.
Danach ging es weiter zum Ghetto und Ghettomuseum in Theresienstadt, das die Funktion eines Durchganglagers besaß, d.h. von hier wurden die Häftlinge weiter in die deutschen Vernichtungslager in Richtung Polen transportiert. In der Garnisons-stadt selber wurde ein jüdisches Ghetto errichtet, in dem zeitgleich ca. 40 000 jüdi-sche Opfer lebten. Das Ghetto wurde auch von den Nazis zu Propagandazwecken genutzt, in dem durch Filmaufnahmen das „normale Leben“ der Juden im Dritten Reich dokumentiert werden sollte. Nach den Dreharbeiten wurde der jüdische Re-gisseur Kurt Gerron und die meisten Schauspieler ins KZ Auschwitz deportiert und größtenteils ermordet. Insgesamt wurden ca. 140 000 jüdische Menschen während des Zweiten Weltkriegs nach Theresienstadt deportiert. Den Abschluss des Aus-flugs bildete der Besuch der Kleinen Festung Theresienstadt, das als Gestapo-Gefängnis genutzt wurde, und in der neben Juden aus dem benachbarten Ghetto auch viele politische Gegner der Nazis ihr Leben verloren. „Besonders beeindruckt haben uns die Dunkelzellen, wo die Gefangenen ohne jegliches Tageslicht leben mussten. Außerdem wurde uns bewusst, wie schrecklich die Menschen in dem Ge-stapo-Gefängnis gelebt haben müssen, ohne genügend Essen und Hygiene“, so der Tagebucheintrag einer Schülergruppe.
Der dritte und letzte Tag begann mit einer Stadtführung, in der die wichtigsten Se-henswürdigkeiten, wie z.B. der Wenzelsplatz, der Neustädter Ring mit der Astrono-mischen Uhr oder die Karlsbrücke erkundet wurden, während am Nachmittag Prags Jüdisches Viertel besichtigt wurde. Besonders die Pinkas-Synagoge sollte bei allen Teilnehmern in Erinnerung bleiben, da diese ein besonderes Mahnmal darstellt: An den Wänden wurden die Namen der 78 000 während des Zweiten Weltkriegs er-mordeten tschechischen Juden alphabetisch nach Ort und Familiennamen aufge-schrieben. Direkt an die Pinkas-Synagoge grenzt auch Europas Ältester Jüdischer Friedhof, auf dessen Fläche von nur 1ha noch ca. 12 000 jüdische Grabsteine zu sehen sind. Abschließend besichtigte die Gruppe noch die profanierte Klausen-Synagoge, in der es eine Ausstellung über jüdische Feiertage und jüdische Traditi-onen gab.
Im Januar/Februar 2021 ist eine Exkursion nach Krakau geplant, bei der auch das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau besucht werden soll.
Thorsten Mönning