Besuch auf dem jüdischen Friedhofes
Die Israel-AG des Einstein-Gymnasiums traf sich am 27.10.05 direkt nach der Schule um 14.00 Uhr in Begleitung von Frau Meier vor dem jüdischen Friedhof, an der Wöste in Rheda. Als alle Mitglieder der Israel-AG versammelt waren, begann Herr Dr. Leewe, der viel über die Rhedaer Geschichte geforscht hat, mit seiner Führung.Im Jahr 1750 durfte auf dem ehemaligen Galgenplatz ein jüdischer Friedhof errichtet werden, da die Christen glaubten, dass dieses Stück Erde verunreinigt war.
Wir bemerkten sofort, dass sich der jüdische Friedhof sehr von einem christlichen unterscheidet. Auf den Gräbern, die- wie wir erfuhren- auch Häuser des Lebens genannt werden, liegen keine Blumen oder Lichter, sondern nur Steine. Insgesamt stehen auf dem jüdischen Friedhof, der für die Juden von Rheda, Wiedenbrück, Herzebrock und Clarholz bestimmt war, ungefähr 200 Grabsteine. Viele von ihnen haben auf der einen Seite eine hebräische , auf der anderen eine deutsche Inschrift. Außerdem steht an einem gesonderten Platz die Gedenkstele für die Juden, die eigentlich auf dem Friedhof mit ihren Verwandten beerdigt werden sollten, dann aber vor den Nazis flüchten mussten und entweder auf der Flucht oder später in Konzentrationslagern umgebracht wurden.
Dieses sehr schön gestaltete Denkmal mit den Namen der 62 ermordeten jüdischen Mitbürgern wurde von einer unserer „Vorgängerinnen“-AGs angeregt, mitentworfen und im Jahr 2002 eingeweiht.
Die z. T. schon sehr alten Grabstätten versickern langsam in der Erde, da die Juden die Gräber der Toten nicht pflegen. Sie wollen, dass sich diese mit der Erde vereinigen.
Außerdem erfuhren wir von Herr Dr. Leewe, dass die Juden früher als Nachnamen den Erstnamen ihres Vaters hatten, z.B. Heinz, Sohn von Fritz. Doch die Franzosen wollten dies ändern, da es so schwer war spezielle Personen zu finden. Deshalb sollten sich alle Juden bei dem Amt melden um sich einen Nachnamen geben zu lassen. Die meisten Juden nannten sich nach ihrem Beruf, z.B. Goldschmied. Doch diejenigen, die keinen Nachnamen annehmen wollten, bekamen vom Amt einen zugeschrieben. Manchmal waren dies dann Spottnamen, z.B. Hinkefuß oder Schmalhans. Herr Dr. Leewe sagte auch, dass es bei den Juden so war (und ist), dass die Toten direkt einen Tag nachdem sie verstarben, beerdigt wurden, um Seuchen vorzubeugen. Dadurch gab es oft Verwirrungen, wo die Toten begraben wurden, da man dies ja schnell erledigen musste.
Alles in Allem waren wir fasziniert und gleichzeitig erschrocken über die vielen Einzelschicksale, von denen Herr Dr. Leewe zu erzählen wusste.
Britta Gernhold und Julia Strathaus