Klassenbibliotheken für die Jahrgangsstufe 10, Lesezeit für alle Klassen der Sekundarstufe I.

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In rasantem Tempo erfasst die Digitalisierung immer mehr Lebensbereiche und auch Schulen nutzen – für manch einen nicht schnell und umfassend genug – zunehmend digitale Hilfsmittel, um Lernprozesse effizienter und abwechslungsreicher zu gestalten. – Im Einstein-Gymnasium sind inzwischen alle Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse ebenso wie ihre Lehrer mit iPads ausgestattet, die Klassenräume wurden technisch aufgerüstet, die Netzinfrastruktur wurde ausgebaut und ist in der Lage das von so hohen Nutzerzahlen generierte Datenaufkommen zu bewältigen. In immer mehr Unterrichtsfächern werden immer mehr digitale Hilfsmittel zielführend eingesetzt.
Da erscheint eine Veränderung, die mit dem neuen Schuljahr im EG eingetreten ist, überraschend und auf den ersten Blick obsolet: Alle Klassen der Jahrgangsstufe 10 wurden mit „Klassenbibliotheken“ ausgestattet, die gesamte Sekundarstufe I (Klasse 5-10) findet eine „Lesezeit“ in ihrem Stundenplan ausgewiesen. Die Einrichtung der Klassenbibliotheken wurde ermöglicht durch eine großzügige Spende. Die Stiftung „von klein auf Bildung“ der Gelsenwasser-AG stellte den Betrag von 2500 € für die Anschaffung der Bücher zur Verfügung. So konnte eine Vielzahl unterschiedlicher Bücher angeschafft werden: Altersgerechte Romane aller Sparten ( Jugendromane, Sci-Fi, Historische Romane etc.), aber auch Sachbücher verschiedenster Interessensbereiche. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5-9 bringen derzeit noch ihre eigenen Bücher mit in die Schule und lesen diese während der „Lesezeit“. Wer sein Buch durchgelesen hat, sucht sich in seiner Klasse einen Tauschpartner und kann so ein weiteres Buch lesen. Je nach Klassenstufe werden zu den Lektüren auch unterschiedliche Schreibaufträge bearbeitet.
Der Einführung von Klassenbibliotheken und Lesezeit vorangegangen ist ein Pilotprojekt im vergangenen Schuljahr: Zwei Klassen der Jahrgangstufen 7 und 9 führten schon Klassenbibliotheken – bestückt mit Büchern der Schülerbibliothek bzw. mit privaten Büchern – ein, sodass schon erste Erfahrungen mit der Durchführung in das neue Projekt einfließen konnten.
Viele Schülerinnen und Schüler sind von der Lesezeit begeistert, auch wenn sie einen Teil ihrer ILZ nicht mehr für die Erledigung ihrer Lernaufgaben nutzen können: So erklärt etwa Annemie aus der Jgst. 10, sie habe den ersten Roman schon nach wenigen Tagen gelesen, und fragt nach, ob die spannenden Fortsetzungen auch noch angeschafft werden könnten. Auch kam der Wunsch auf, die Klassenbibliotheken mit englischsprachiger Literatur zu ergänzen. Mit Unterstützung des Fördervereins können für die Jahrgangsstufe 10 auch einige der von den Schülerinnen und Schülern vorgeschlagenen Werke angeschafft werden.
Auch die Lehrerinnen und Lehrer sind von der neuen Lesezeit angetan und gehen ihren Schülern teilweise mit gutem Vorbild voran. So stellt Herr Bertelsmeier (Mathematik und Physik) erfreut heraus, dass die Kinder nach der Lesezeit deutlich ruhiger geworden seien und sich viel konzentrierter der Erledigung ihrer Lernaufgaben zuwenden könnten.
Dies ist einer der vielen Vorteile, die die Lesezeit verspricht. Die Auskünfte einer umfangreichen wissenschaftlichen Leseforschung sind eindeutig, die Liste der zu erhoffenden positiven Auswirkungen ist lang: Lesen (und schreiben) sind nicht bloß ehrwürdige Kulturtechniken, die zwar maßgeblich zur Entwicklung der menschlichen Zivilisation beigetragen haben, im Zeitalter der Digitalisierung jedoch durch künstliche Intelligenz ersetzt werden können. Sie sind nach wie vor von zentraler Bedeutung für die sprachliche, kognitive, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. So kann regelmäßiges und umfangreiches Lesen längerer Texte ebenso zur Entwicklung eines reichen Wortschatzes beitragen, wie es die Rechtschreibkompetenzen fördern kann. Die Konfrontation mit korrekten sprachlichen Strukturen verbessert zudem das Verständnis für die Grammatik. Schließlich bereichert der virtuose Gebrauch unterschiedlicher Formulierungen und Stilmittel durch die Schriftsteller auch die Ausdrucksfähigkeit der Leser. Die verbesserten sprachlichen Kompetenzen kommen in allen Fächern zum Tragen.
Die Konzentrationsfähigkeit, die in einer schnelllebigen Informationskultur, in der Kurz- und Kürzestnachrichten einander jagen, erschreckend abnimmt, wird durch das Lesen längere Texte ebenso trainiert wie das Gedächtnis. Fantasie und Kreativität werden durch durch die inneren Bilder, die beim Lesen entstehen, angeregt. Wer bei Lesen mit seinen Helden mitfiebert, stärkt sein Einfühlungsvermögen und setzt sich mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen ebenso auseinander, wie er sein Verständnis für unterschiedliche Kulturen erweitern kann. Nicht zuletzt schult die Auseinandersetzung mit verschiedenen Perspektiven das kritische Denkvermögen und regt zu Gesprächen mit anderen Lesern an.
Gerade für demokratische Gesellschaften ist die auch durch das Lesen geförderte Fähigkeit, sich mit gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen, von grundlegender Bedeutung.
Über all diese „objektiven“ Vorteile sollte nicht vergessen werden, dass das Eintauchen in die abenteuerlichen Erlebnisse von Heldinnen und Helden manchmal einfach unendlich viel Spaß bereiten kann.
So stellt denn auch Schulleiter Jörg Droste fest: „Unser Leben – auch das Schulleben am EG – ist gekennzeichnet durch ein hohes Tempo. Digitalisierung ist ein weiterer Beschleuniger - oft hilfreich, aber manchmal auch kontraproduktiv. Den Ansatz, den Herr Dr. Lampenscherf und sein Team mit der Lesezeit verfolgen, unterstütze ich ausdrücklich und bin von den positiven Effekten überzeugt.“

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