Studienfahrt der 10a / 10 b nach Berlin

Politische Bildung gewinnt in einer von heftigen Krisen geschüttelten Zeit zunehmend an Bedeutung. Die Klassen 10 a und 10 b konnten in diesem Jahr die Bundeshauptstadt besu-chen und in 2 Tagen ein informatives Programm absolvieren, das auch für Entspannung und Unterhaltung Raum ließ. Allerdings machten die EM und die zeitliche Nähe zum Schul-jahrsende eine nicht geringe Flexibilität in Planung und Durchführung erforderlich: Konnten die Klassen noch gemeinsam die erfreulich kurze Anreise antreten (die Deutsche Bahn fuhr allen Unkenrufen zum Trotz pünktlich und problemfrei!), war jedoch eine gemeinsame Un-terbringung und Rückfahrt unmöglich zu realisieren. Nur mit Mühe wurden – trotz unge-wöhnlich langem planerischem Vorlauf - überhaupt Übernachtungsmöglichkeiten gefunden, und so nächtigte die 10 b, begleitet von Frau Dr. Jantzen und Herrn Dr. Lampenscherf im na-hegelegenen Potsdam, während die 10 a, betreut von Frau Dänekas und Herrn Mönning, in Berlin eine Bleibe fand. Am ersten Tag hatten die beiden Klassen unterschiedliche Besichti-gungsprogramme, besucht wurden z.B. die Reichstagskuppel, das Denkmal für die ermorde-ten Juden Europas, die Hackeschen Höfe, die Siegessäule und die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. Wegen der EM-Fanmeile war ein Besuch des Brandenburger Tores leider nicht möglich. Trotz dieses Programms fanden die Schülerinnen und Schüler noch Möglichkeiten zum Shoppen und zum Besuch einiger Hotspots der Jugendkultur. Be-sonderes Interesse fanden auch die reichhaltigen Möglichkeiten zu kulinarischen Genüssen unterschiedlichster Provenienz.

Höhepunkt der Studienfahrt war der gemeinsame Besuch des Stasimuseums auf dem ehe-maligen Gelände der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR sowie des Sta-si-Gefängnisses in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Der ungeheure Aufwand, mit dem die Staatsführung der DDR ihre Bevölkerung heimlich überwachen ließ, wurde im Stasimuseum deutlich. Die Anlage ähnelt in ihrer Ausdehnung einer Kleinstadt. Die Raffines-se und psychologische Rücksichtslosigkeit, mit der die Stasi Informelle Mitarbeiter anheuerte und zum Ausspionieren ihres nächsten Umfeldes drängte, wurde beim angeleiteten Akten-studium rund um den Operativen Vorgang „Signal“ deutlich. Dieser fand im Umfeld des Pas-tors und späteren Bundespräsidenten Joachim Gauck statt. Es wurde wegen des sogenann-ten Tatbestandes der „Staatsfeindlichen Hetze“ ermittelt, gemeint waren damit insgesamt sieben auf Wänden angebrachte Losungen wie „Frieden schaffen ohne Waffen“, „DDR Einge-sperrt“ oder „Wir sind mündig, doch wir haben nichts zu sagen.“ Die psychischen und physi-schen Leiden der von der Staatsmacht bespitzelten und inhaftierten Staatsbürger nahmen langsam Kontur an, doch die volle Schärfe der Konsequenzen blieb zunächst noch abstrakt. Dies änderte sich mit dem Besuch der Gedenkstätte Hohenschönhausen. In dem ehemaligen zentralen Untersuchungsgefängnis waren zwischen 1951 und 1989 über 11 000 Menschen aus politischen Gründen inhaftiert. Im Anschluss an ein Informationsgespräch über die per-sönlichen Schicksale der Gruppenführer, ehemaligen politischen Häftlingen, wurden die Gruppen durch die Zellentrakte und die Verhörräume, aber auch durch die medizinischen Versorgungsbereiche und die Außenanlage geführt. Die Zeitzeugen verdeutlichten so die An-lässe, die Methoden und die Auswirkungen der Verhöre und der Inhaftierung. Mit jedem Schritt wurde Schülern wie Lehrern der Wert der Freiheit deutlich, die sie tagtäglich – ohne sie jemals in Frage stellen zu müssen – genießen können.

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